Da die Straßenverbindung zwischen Nord- und Südamerika in Panama durch das Darien Gap unterbrochen wird müssen wir für die Reise von Panama nach Kolumbien ein alternatives Fortbewegungsmittel suchen.
Wir haben uns für ein Segelboot "Wildcard Sailing" entschieden, das von Puerto Lindo über die San Blas Inseln in 5 Tagen nach Cartagena fährt. Das beste ist, dass wir das Motorrad mitnehmen können.
Den Papierkram haben wir schon in Panama City und Colon erledigt. Wir haben uns am 22.03. um 8 Uhr mit dem Kapitän, Charlie, getroffen um das Motorrad zu verladen. Das sieht ziemlich wackelig aus und ein mulmiges Gefühl hatten wir schon auch, aber es hat schon öfters geklappt!
Mit dem kleinen Boot ging es dann zum Segelboot. Dort wurde das Motorrad mit einer Seilwinde hoch gezogen und gut fest gezurrt. Insgesamt werden pro Trip nach Kolumbien 3 Motorräder transportiert - was immer schon einige Monate im Voraus ausgebucht ist. Wir haben den letzten Platz im Dezember ergattert und die Warteliste ist seeeehr lange.
Teil 1 wäre also schon mal geschafft. Jetzt müssen wir nur noch gut in Kolumbien ankommen und das Segeln gut vertragen - was für mich wirklich eine Herausforderung wird. Mir wurde ja schon beim Verladen schlecht... Zum Glück konnten wir dann nochmal bis 17 Uhr auf's Festland gehen, bevor es dann wirklich los ging.
Um 17 Uhr wurden wir und die 15 anderen Gäste mit einem kleinen Boot abgeholt und zum Segelboot gebracht. Dort machten wir es uns gemütlich. Uns wurden die "Zimmer" gezeigt, die Betten zu geteilt und es gab etwas zu Essen. Philipp und ich hatten wirklich Glück, dass wir die einzige private Doppelkabine bekommen haben :) Leider haben wir nicht gleich ein Foto von der Kabine gemacht und es später aus gewissen Umständen, die ihr gleich noch erfahrt, schlichtweg vergessen.
Um 19.30 Uhr segelten wir dann los in Richtung San Blas Inseln. Es schaukelte ziemlich und man konnte die Wellen in der Nacht einfach nicht sehen. Für den Anfang war das wirklich ein komisches Gefühl und es wurde fast allen nach kurzer Zeit schlecht. Nicht nur ich musste mich übergeben.
Ich legte mich ins Bett - dort war es um einiges angenehmer als an Deck. Nachts wachten wir zwar einige Male vom Schaukeln des Bootes auf - wir erfuhren aber, dass die See sehr sehr ruhig war diese Nacht.
Am nächsten Morgen erreichten wir die San Blas Inseln. Wow. Wir waren wirklich beeindruckt. Das Meer war so unglaublich klar, strahlend blau und der weiße Sand leuchtete. Wir freuten uns auf die nächsten zwei Tage auf den Inseln.
Am ersten Tag besuchten wir eine der dicht besiedeldsten Inseln von San Blas, während Charlie die 20 USD Eintrittsgebühr für die San Blas Inseln bezahlte und die Ausreise aus Panama bei der Migration durchführte. Auf der Insel leben etwa 550 Menschen und die Holzhäuser stehen sehr dich aneinander. Wir bekamen von einem Einheimischen quasi eine "Stadtführung" und wir konnten sehen wie die Kunas leben.
Wir steuerten verschiedene Inseln an, hatten ruhige Nächte - denn das Boot legte vor den Inseln an. Wir genossen die Strände, das tolle Wasser und leckeres Essen. Wir waren echt froh unsere ultralight Hängematte dabei zu haben - vielen Dank an hamaka für die wahnsinns Erfindung. Egal ob Hängematte oder Strandunterlage - einfach super praktisch und wir wollen sie nicht missen.
Wir bekamen jeden Tag 4 super leckere Mahlzeiten von Nathalie, der Frau des Kapitäns, zubereitet - hier einige Beispiele:
Obst und Müsli als erstes Frühstück - Rührei mit frischem Brötchen als zweites Frühstück - Nachos mit Avocado, Salat und Tomaten zum Mittagessen - BBQ mit Nudelsalat und Kartoffeln zum Abendessen.
Obst und Müsli als erstes Frühstück - Fasnetsküchle als zweites Frühstück - Spaghetti mit Gemüsesoße zum Mittagessen - Langusten mit Reis und Schrimps zum Abendessen.
Sonst gab es noch einen ganzen Fisch mit Gemüse und Reissalat mit Fischfilet, und und und.
Wir wurden kulinarisch die ersten Tage wirklich verwöhnt.
Wir sind im Paradies angekommen!
Nach knapp 3 Tagen mussten wir das Paradies aber wieder verlassen - LEIDER!
Nun stand nämlich der eher unangenehme Teil der Überfahrt an. Uns standen zwischen 36 und 48 Stunden Segelfahrt auf dem karibischen Meer nach Kolumbien bevor. Ich hatte wirklich schon Angst davor. Ich wusste, dass es mindestens so werden wird wie in der ersten Nacht.
Wir brachen um 17 Uhr auf und setzten die Segel. Wir segelten vorbei an den Inseln, hatten einen schönen Sonnenuntergang und es war noch ganz angenehm zu fahren. Sobald es aber dunkel wurde und man die ankommenden Wellen nicht mehr sehen kann wird es mir sofort schlecht. Es gab Hamburger zum Abendessen, von Tellern hätte man auch wirklich nicht essen können. Ich verzog mich in unsere Kabine, warf zwei Reisetabletten ein und schlief. Ich wachte die Nacht über oft auf, nahm wieder Reisetabletten, wurde von den Wellen durchgeschüttelt und mir war einfach nur schlecht. Das Boot schanzte über die Wellen, war kurz in der Luft, knallte wieder zurück auf das Meer. Das war aber keine gleichmäßig Bewegung, denn das nächste Mal schaukelte es dann von links nach rechts. Einfach schrecklich - für mich zumindest. Mir ging es aber auch mit Abstand am schlechtesten.
Am morgen stand ich kurz auf um frische Luft zu schnappen, konnte den Sandwich zum Frühstück nicht essen, legte mich wieder ins Bett, stand auf um auf die Toilette zu gehen, schnappte zwischendurch wieder frische Luft, musste über die Reling brechen und legte mich wieder hin. Gegen Abend aß ich bisschen Reissalat, der wirklich lecker war. Der Wind nahm immer mehr zu und das Boot hing teilweise sooo schräg da, dass die eine Seite quasi mit der Wasseroberfläche abschloss. Mir war ununterbrochen schlecht, man konnte nicht richtig laufen, wurde hin und her geschleudert und musste sich immer festhalten.
Die Nacht war einfach nur schlimm. Ich musste mich übergeben, konnte nicht mehr schlafen und wusste, dass wir noch einige Stunden vor uns hatten. Das Schaukeln wurde immer schlimmer. Um mich zu übergeben konnte ich nicht mehr an Deck gehen, weil ich Angst hatte ich falle sonst über Board, also ging ich auf die Toilette. Währenddessen blitzte es wohl und Philipp begann mich zu suchen. Zum Glück hat er mir das mit dem Gewitter erst erzählt als wir wieder an Land waren...
Um 4 Uhr morgens kamen wir früher als erwartet in Cartagena an. Ich war so unglaublich erleichtert, dass wir es geschafft haben. Wir mussten zwar noch bis 9 Uhr auf dem Boot bleiben, aber immerhin war es jetzt um einiges ruhiger. Wir erfuhren am Morgen, dass die Wellen etwa 2 Meter hoch waren und es viel schlimmer hätte sein können. Unvorstellbar wie man das in der stürmischen Jahreszeit überstehen kann. As karibische Meer hat es schon ganz schön in sich.
Oh man, so einen Segeltrip werde ich in meinem ganzen Leben wohl nicht mehr machen. Mir wird es ja schon wieder schlecht wenn ich nur daran denke und es alles nochmal durchgehen muss...
Als wir an Land ankamen war es aber auch nicht gerade besser. Alles drehte sich und schwankte. Nun war ich also Landkrank oder so ähnlich. Zum Glück hatten wir uns ein Doppelzimmer vorgebucht und ich konnte mich ins Bett legen. Ich recherchierte, wie lange das schwanken so anhält und bin auf einen Artikel gestoßen, bei dem über Seekrankheit auf Kreuzfahrtschiffen berichtet wurde.
An alle die auf einem Kreuzfahrtschiff seekrank werden - ihr werdet es auf einem Segelschiff nicht überleben!!! Es schaukelt auf dem Segelschiff schon 1000 mal mehr wenn man noch nicht mal abgelegt hat und noch geankert ist.
Wir sind jetzt aber in Kolumbien und freuen uns auf Südamerika :)
Philipp musste am Nachmittag nochmal zum Hafen um zwei Unterschriften wegen des Motorradimports abzugeben und 100 USD zu bezahlen. Ich ruhte mich während dessen aus. Am Abend trafen wir uns zum Pizza essen nochmal mit allen und bekamen unsere Reisepässe mit dem Einreisestempel ausgehändigt.
Am nächsten Morgen um 9 Uhr konnten wir das Motorrad dann abladen. Ich ging zwar mit zum Hafen, auf das Boot setzte ich aber keinen Fuß mehr. Ich schaute lieber vom Festland aus zu.
Dabei konnte ich ein großes Kreuzfahrtschiff beobachten wie es in den Hafen ein lief, die haben es wirklich gut auf ihrem großen Schiff!
Das Motorrad ist nun auch an Land und es hat alles super geklappt. Nun ging es so schnell wie nur möglich zur nächsten Waschanlage um das Salz abzuwaschen. Im Nachhinein wäre es schlauer gewesen das Motorrad mit einer Pläne vor dem Salzwasser zu schützen. Das Silikonspray hat nicht wirklich viel gebracht.
Es war alles wirklich bestens organisiert und wir können Wild Card total weiterempfehlen. Man muss jedoch unbedingt genügend Reisetabletten mitnehmen, eine geeignete Jahreszeit auswählen und sich des Abenteuers bewusst sein. Ich würde auch bei der Auswahl des Bootes/Kapitäns nicht unbedingt sparen - wir haben wirklich gruseliges gehört. Unsere Crew um Charlie (Kapitän), Natalie (seine Frau und Köchin), Keenan (13 jähriger Sohn), Anderson (2. Kapitän) für alles und Orinson (Helfer) war wirklich ausgezeichnet, super eingespielt und erfahren - Hut ab! Für mich wäre es unvorstellbar diesen Trip drei Mal im Monat das ganze Jahr über machen zu müssen.