Von Cartagena aus machten wir uns auf den Weg nach Medellin und hofften, dass es dort ein wenig kühler ist. Die Strecke war toll zu fahren - viele Höhenmeter (von 500m auf 2.700m), kühlere Temperaturen und seit langem mal wieder Regen.
Gut, dass wir einen Unterstand am Straßenrand gefunden hatten. Durchaus ein guter Platz für einen Mittagssnack.
Als es aufgehört hatte zu regnen fuhren wir weiter. Doch kurze Zeit später fing es wieder an. Bis wir unter dem nächsten Baum Unterschlupf fanden waren unsere Hosen aber schon komplett nass. Die Regenjacke zogen wir über, die Regenhosen nicht. Bei Philipp lief es eh schon von oben in die Schuhe rein und ich dachte die Jacke reicht - was aber im Nachhinein definitiv ein Fehler war. Es regnete immer mal wieder. Gut, dass wir wasserdichte Schuhe haben - blöd nur, dass das Wasser durch die Hose und entlang den Beinen von oben in die Schuhe läuft. Naja, sobald alles einmal nass war, war es dann garnicht mehr sooo schlimm.
In unserem kleinen Bungalow für 13 Euro die Nacht konnten wir zum Glück alles trocknen. Leider mussten wir am nächste Morgen in nasse Schuhe und nasse Hosen schlupfen. Auf der letzten Etappe nach Medellin trocknete es aber ziemlich schnell.
In Medellin angekommen hatten wir uns über Airbnb ein Doppelzimmer für 18 Euro in einer schönen Wohngegend mit Parkplatz gemietet. Wir bleiben dort zwei Nächte länger als geplant. Diese zwei zusätzlichen Tage gingen aber komplett für Büroarbeiten wie Berichte schreiben, Bilder bearbeiten, Video's schneiden.... drauf - das muss zwischendurch aber auch mal sein.
Einen weiteren Tag mussten wir dem Motorrad widmen - ein sehr teurer Tag übrigens.
Wir benötigten neue Bremsbacken für die hintere Bremse, Ersatz Bremsbacken für vorne und Ersatz Kugellager. Ersatzteile sind hier ziemlich leicht zu finden und zu bekommen, deshalb statteten wir uns diesbezüglich gut aus. Man weiß ja nie!
Die hinteren Bremsbeläge tauschten wir im Motorradshop, Ruta 40, direkt aus. Die alten waren noch nicht ganz durch, weshalb wir sie als Ersatzteil mitnehmen werden.
Für die Kugellager und hinteren Bremsbeläge haben wir 95 Euro bezahlt. Gut, die Ruta 40 ist eben auch eine BMW Werkstatt.
Die vorderen Bremsbeläge haben wir in einem unabhängigen Shop gekauft und etwa 75 Euro bezahlt. Immer noch viel, aber trotzdem die Hälfte als bei BMW.
Der Frontscheinwerfer mussten wir nun schon das dritte Mal austauschen und waren nochmal 10 Euro los.
Insgesamt haben wir knapp 200 Euro liegen gelassen - aber was sein muss muss sein.
Für den nächsten Tag stand Sightseeing auf dem Programm. Wir buchten eine Graffititour, die um 14 Uhr begann. Davor hatten wir noch Zeit, um mit einer Gondel zu fahren, die als Verkehrsmittel zu den Wohnebieten am Hang dient.
Die Aussicht auf die Dächer des Randgebietes von Medellin war absolut sehenswert, aber teilweise auch erschreckend. Bei der Rückfahrt saß ein alter Mann mit uns in der Gondel und redete mit uns. Wir verstanden natürlich nicht alles, aber wir verstanden, dass er sagte, dass das hier vor einigen Jahren noch ein sehr gefährliches Viertel war und sogar auf die Gondeln geschossen wurde.
Wir fuhren mit der Metro zur "Zona Rosa" und schlenderten durch die Innenstadt bevor die Tour um 14 Uhr begann.
Gemeinsam mit der Übersetzerin führen wir mit der Metro und dem Bus zur "Comuna 13", wo unser Tourguide, der auch selbst dort wohnt, auf uns wartete.
Er begann die Tour mit der traurigen Geschichte der "Comuna 13".
Bis vor einigen Jahren zählte dieses Viertel zu den gefährlichsten. Morde, Drogenhandel und Kämpfe zwischen illegalen Gruppierungen standen hier auf der Tagesordnung. Pablo Escobar trieb bis zu seinem Tod 1993 hier mit Drogenschmuggel sein Unwesen und wurde so zu einem der mächtigsten und brutalsten aber auch reichsten in seinem Geschäft.
Nach seinem Tod übernahmen Guerrilla-Milizen den Kampf und der Drogenkrieg wurde noch schlimmer.
Erst als der neue Präsident Uribe gewählt wurde sollte sich etwas ändern und das tat es mit der "Operation Orion" im Jahr 2002 auch. Jede Gasse, jedes Haus und jede Person wurde gefilzt und bei wem nur der Verdacht auftauchte etwas mit den Guerrillas am Hut zu haben landete auf der Deponie. Wie viele Menschen auf der Bauschuttdeponie begraben wurden, die wir auf der anderen Seite des Tals sehen können, ist ungewiss.
Von nun an ging es Berg auf. Das Motto lautete nun "Eine gute Ausbildung ist ein Recht und kein Privileg". Es wird so viel in die ärmsten Viertel investiert, dass sie heute kaum wiederzuerkennen sind. Die Häuser sehen zwar immer noch sehr einfach aus, aber das soziale Umfeld hat sich drastisch geändert und es herrscht ein sehr friedliches Zusammenleben. Es ist heute ein absolut sicheres Viertel und die Menschen sind stolz darauf.
Die Graffitis sind ein Ausdruck der Geschichte, des Wandels und der Zukunft. Sie sind heute das Wahrzeichen der "Comuna 13".
Das Symbol des Elefanten spielt eine große Rolle, denn die Bewohner identifizieren sich mit ihm.
Er hatt ein großes Gedächnis und die Erinnerungen prägen ihn.
Er hält sich in der Herde auf und ist sozusagen ein "Familientier".
Er ist eines der wenigen Tiere das weint und Familienmitgliedern nachtrauert.
Die Tour hat sich absolut gelohnt und war die 20 Euro pro Person absolut wert. Wir können es allen nur weiterempfehlen.