Wir freuten uns schon wieder auf die Berge und die kühlere Luft. Deshalb wollten wir die 300 km nach Alausi an einem Tag fahren. Wir machten uns früh auf den Weg und wir waren ganz gut im Zeitplan. Vorbei an riesen großen Bananenplantagen, vielen Kakaobäumen, Rohrzuckerfeldern und Kaffeesträuchern kamen wir den Bergen immer näher.
Die Luft wurde kühler, es fing an zu regnen und wir fuhren an vielen kleineren und größeren Erdrutschen vorbei. Wir waren aber schon ziemlich nahe an unserem Ziel und hatten nahezu 300 km hinter uns. Als wir gerade unsere Regenhosen anzogen hielt ein einheimischer Motorradfahrer an und sagte uns, dass wir hier nicht weiter kommen. Ein Erdrutsch hat die ganze Straße zerstört und sie ist nun unpassierbar. Wir mussten also umdrehen und gut 60km zurück bis zur anderen Straße fahren. Das uns ziemlich viel Zeit gekostet und wir ärgern uns, dass nirgends ein Schild aufgestellt wurde. Wir mussten einen ziemlich großen Umweg fahren. Bevor wir aber die nächste Abzweigung Richtung Alausi nahmen, welche auch eine kleine Bergstraße war, fragte ich eine Frau am Straßenrand nach den Straßenkonditionen und wie lange man ungefähr fährt. Sie sagte, dass die Straße in gutem Zustand ist und wir etwa 1,5 Stunden brauchen werden, es sind 50 km. Das Stimmte mit unserem Navi überein und wir würden es gerade noch rechtzeitig vor Einbruch der Dunkelheit schaffen.
Zu Beginn war die Straße auch ganz gut, je Höher wir aber kamen desto nebliger wurde es. Wir konnten keine 10 Meter sehen, die Straße war schmal, mit steilem Abgrund auf der rechten Seite und teilweise war es richtig matschig. Natürlich brauchten wir auf Grund der Sichtverhältnisse viel länger. Es wurde dunkel, der Nebel war immer noch sehr dicht und wir hatten noch 15 km vor uns. Auch hier waren immer wieder kleinere Erdrutsche zu sehen, an Zelten war absolut nicht zu denken. Wir mussten also die Strecke nach Alausi noch schaffen.
Um 19 Uhr kamen wir dann endlich an, mussten das Zelt im Regen aufbauen, kochten uns Spaghetti und fielen müde ins Bett.
Das Highlight in Alausi ist die Zugfahrt zur Teufelsnase. Der stolze Preis von 32 $ pro Person für die 2,5 stündige Tour lässt einen schon zwei Mal überlegen, ob man diese Zugfahr mitmacht. Wir haben uns dafür entschieden und es war wirklich schön. Die 32 $ sind aber trotzdem nicht gerechtfertigt.
Am Morgen startet der Zug um 8 Uhr. Er fährt zwar später nochmal, um 11 Uhr, aber früh morgens ist das Wetter immer besser. Es hieß also früh aufstehen für uns. Wir haben die Tickets erst vor Ort gekauft und natürlich keinen Fenstersitzplatz mehr bekommen. Das hat uns schon ein wenig geärgert. Wir sahen aber, dass der Zugabteil vor uns fast leer war und bei einem kurzen Zwischenstand durften wir das Waggon wechseln. Die Sicht am Fensterplatz war natürlich viel besser.
Das besondere der Zugstrecke von den Anden bis an die Küste ist dieses Teilstück zwischen Alausi und Sibambe auf Grund des sehr steilen Felsen 'Teufelsnase'. Die Strecke wurde um das Jahr 1900 erbaut und galt damals als Meisterwerk der Ingenieurskunst. Mehrere schwere Erdrutsche legten den Zug lahm, doch für touristische Zwecke wurde die Strecke wieder ausgebaut.
Ursprünglich saßen die Passagiere und später auch die Touristen auf dem Dach des Zuges, was aber seit einem tödlichen Unfall im Jahr 2007 endgültig verboten wurde.
Die Schlucht neben den Zuggleisen war wirklich atemberaubend. Entlang der steilen Felswand ging es im Zickzack einige Höhenmeter hinunter. Nach 45 minütiger Fahrt kamen wir in Sibambe an. Der kleine Bahnhof dort war natürlich sehr stark auf die Touristen ausgelegt - Verkaufsstände, Cafeteria, Tanzgruppe. Wir genossen den 1-stündigen Aufenthalt in der Sonne. Auch auf dem Weg zurück war die Aussicht einfach wahnsinnig.
Die Ruine von Ingapirca ist die bedeutendste Inka Fundstätte in Ecuador.
Für einen Eintrittspreis von 2 $ ist eine geführte, englischsprachige Tour enthalten. Da außer uns gerade keine anderen englischsprachigen Touristen da waren bekamen wir quasi eine private Führung.
Die Fundstätte liegt auf etwa 3.000 Metern. Die Ruinenstätte wirft unzählige Rätsel auf, klar jedoch ist, dass sie ursprünglich von einem kleinen Volk, den Kañaris, gegründet und aufgebaut wurde. Die Inkas kamen dann zu der Stätte hinzu und lebten gemeinsam mit den Kañaris dort. Dies wird besonders durch die unterschiedliche Bauweise sichtbar. Für die Inkas ist die Sonne das wichtigste Element, für die Kañaris der Mond - weshalb hier beides sehr ausgeprägt zu finden ist.
Die Kañaris haben damals schon einen Mondkalender 'gebaut'. In einen großen Felsbrocken wurden 28 Löcher gemörstert um die Löcher mit Wasser zu befüllen um so die Spiegelung des Mondes zu sehen. Direkt in den Mond durften sie nämlich nicht schauen. Die Löcher mussten bestimmte Winkel haben um durch die Reflektion den Stand des Mondes genau bestimmen zu können.
Die Inkas haben in Ingapirca den einmaligen Sonnentempel in abgerundeter Form gebaut. Diese Form ist einmalig und nicht einmal in ähnlicher Form beim Machu Picchu zu finden.
Überaus perfekt gemeißelte Steine passen haargenau aufeinder, Zwischenräume gibt es nicht. Ohne der Verwendung von Spachtelmasse ist diese Bauweise erdbebensicher und verfestigt sich sogar durch jedes Erdbeben noch mehr. Im Sonnentempel befinden sich auf der Ost- und Westseite je 4 Altare, die mit Gold ausgelegt waren. Der Sonnentempel wurde so ausgerichtet, dass jeweils am 21. März, Juni, September und Dezember am Vormittag die Sonne auf der Ostseite, am Nachmittag auf der Westseite, durch die Türe genau auf den Altar strahlt.
Wir finden es wirklich beeindruckend wie sowohl die Inkas als auch die Kañaris das gemacht haben.
Diese Pflanze wurde zur Zubereitung von berauschenden Getränken verwendet. Die Frucht wurde mehrere Stunden lang gekocht und verlieh dem Wasser besondere Wirkung. So war es möglich mit den Göttern zu kommunizieren und in einen tiefen Schlaf zu fallen.
In dieser Grabstätte wurden die "Kañari Oberhäupter" beerdigt. Mit dem Oberhaupt wurden auch seine Untertanen/Volk begraben. Diesen Menschen wurden durch das berauschende Getränk in einen Tiefschlaf versetzt um von diesem Ritual nichts mitzubekommen.
Der große Stein diente als Sonnen-/Monduhr.
Die Führung durch die Ruine war wirklich sehr interessant und beeindruckend. Es hat sich wirklich gelohnt.
Beim Mittagessen trafen wir zwei Segler aus Holland und Kanada. Wir hatten eine super Unterhaltung. Da sie am nächsten Tag auch nach Cuenca fuhren und Duncan Hobbybrauer ist, verabredeten wir uns für den nächsten Abend in einer Brauerei in Cuenca.
Cuenca ist mit über 270.000 Einwohner die drittgrößte Stadt Ecuadors. Vor allem die neue Kathedrale (rechts im Bild) mit ihrem Kuppeldach ist wahnsinnig beeindruckend. Sie wurde 1885 von einem deutschen Mönch geplant und erbaut.
Wie verabredet trafen wir uns am Abend mit Irene und Duncan, den Seglern, in der Jodoco Belgian Brewery. Das Bier hat richtig gut geschmeckt und das Essen war lecker. Wir hatten einen durchaus gelungenen Abend. Die Jodoco Brewery braut nicht vor Ort im Restaurant sondern etwas außerhalb. Wir fragten, ob es möglich ist die Brauerei zu besichtigen. Es war natürlich möglich und wir verabredeten uns für zwei Tage später.
Die Brauerei ist klein und Carlos, aus Belgien, braut ein Mal in der Woche 500 Liter in seiner Garage. Es war wirklich interessant zu sehen, wie Carlos die Brauerei aufgebaut hat und natürlich mit ihm zu reden. Philipp und Carlos fachsimpelten. Wir verköstigten ein Sourbier, was er im Restaurant leider nicht mehr da hatte. Auch ein etwa 2 Jahre gelagertes Sourbier durften wir probieren. Das war die 55. Brauerei die wir in 54 Wochen gesehen haben.
Am nächsten Tag trafen wir uns mit Aaron, dem englischen Motorradfahrer mit dem wir schon in Mexiko unterwegs waren. Wir gingen zur nächsten Brauerei, der Latitud Cero, bekamen eine Brauereiführung und einige Biere zur Verköstigung. Die Brauerei ist komplett von Kasper-Schulz von Deutschland ausgestattet und nur das Beste vom Besten. Wir hatten einen schönen Vormittag dort mit wirklich leckerem Bier und wir waren froh, dass wir mit dem Taxi hier her gefahren sind und auch wieder mit dem Taxi zurück zu unserer Unterkunft fahren können.
Cuenca hat einige schöne und grüne Anlagen - vor allem das Wetter war auch perfekt und wirklich angenehm. Wir schlenderten durch die Stadt und genossen den Tag.
Der Parkplatz des Bed & Breakfast wurde kurzer Hand in eine Werkstatt umfunktioniert. Die Kette musste unbedingt mal wieder richtig gereinigt werden - mit der Zahnbürste war sie danach wieder tip top gereinigt. Auch der Ölwechsel kann super ohne Werkstatt durchgeführt werden. Man nehme große Plastikflaschen, lässt das Öl ab, füllt das neue Öl ins Motorrad ein und kippt das alte in die Kanister des Neuöls.
That's how it works on the road :)